Menü schließen

Pfünz

Öffnungszeiten:

Rund um die Uhr geöffnet / frei zugänglich

Chronik Pfünz

Steinzeit
Das Gebiet von Altmühl und Donau gehörte während der Eiszeit zu dem schmalen Streifen, der sich als stets eisfreie Zone zwischen dem bis in die deutschen Mittelgebirge vorstoßenden nordeuropäischen Eis und den Gletschern der Alpen erstreckte. Hier drängte sich die Tierwelt jener Zeit zusammen. Überreste solcher eiszeitlichen Tiere wurden in der etwa 3 km von Pfünz entfernten Mammuthöhle bei Buchenhüll gefunden. Neben einem Mammut kamen dort insgesamt 34 Tiere der letzten Eiszeit (vor 60000 – 70000 Jahren) ans Tageslicht, darunter Knochen von vier Wollnashörnern, drei Steppenwisenten, zwei Höhlenhyänen und zehn Rentieren. Dieser Wildreichtum lockte natürlich die Jäger der Altsteinzeit an. Auch boten die Höhenzüge des Fränkischen Jura mit dem in Knollen wie in Plattenablagerungen vorkommenden Jurahornstein ein gut bearbeitbares Material zur Herstellung der Steinwerkzeuge und -geräte. Möglicherweise wurden bei Pfünz solche Hornsteine gewonnen, jedenfalls finden sich auf dem Pfünzer Osterberg mehrere sog. Schlagplätze, also Stellen, an denen das Rohmaterial zu Steinwaffen, -werkzeugen und -geräten verarbeitet wurde. Hier wurden in den Jahren 1952, 1964 und 1969 einige Tausend Fundstücke geborgen, vor allem Abschläge, Bruchstücke und Halbfabrikate. Das älteste Fundmaterial dürfte der mittleren Altsteinzeit (vor 70 – 40000 Jahren), das jüngste der Jungsteinzeit (4500 – 1900 v. Chr.) zuzuordnen sein. Wahrscheinlich wurden die Schlagplätze zu verschiedenen Zeiten von den Steinzeitmenschen wiederholt benutzt.Eisenzeit
Aus dieser Zeitepoche (800 – 15 v. Chr.) wurden bei Pfünz zwei Bauwerke entdeckt, ein Halbringwall und eine Viereckschanze.
Der noch gut sichtbare Halbringwall liegt in der Mühlleite auf einer Bergzunge, die durch das Schranntal vom Kirchberg getrennt ist. Die Befestigung bildet einen 138 m langen Halbkreis von 80 m Durchmesser, der sich mit seiner offenen Seite an den Steilhang zum Schranntal anlehnt. In dem Ringwall wurde der 1 m hohe Stumpf einer 3,10 m starken Trockenmauer aus unbehauenen Kalksteinplatten gefunden, die nach der Schuttmasse berechnet einst über 2 m hoch gewesen ist. Der Eingang findet sich am Nordende des Walles. Im Innern der Befestigungsanlage konnte eine kleine Zisterne, der Steinsockel einer Hütte und einige Feuerstellen ausgegraben werden. Nach der Art der Befestigung dürfte die Anlage aus der älteren Eisenzeit, der sog. Halbstattzeit (800 – 500 v. Chr.), stammen, doch beweisen einige dort gefundenen keltischen Scherben, daß die Befestigung jedenfalls auch in der jüngeren Eisenzeit (Keltenzeit 500 – 15. v. Chr.) noch genutzt wurde.
Die Viereckschanze liegt in der Staatswaldabteilung Märterlein zwischen der Straße Pfünz – Hofstetten und der Bismarck-Hütte. Die Erdwälle der Schanze bilden ein Ouadrat mit etwa 100 m Seitenlänge und sind nur noch teilweise erhalten. Solche Viereckschanzen, die in unserer Gegen mehrfach vorhanden sind (z.B. bei Böhmfeld und bei Möckenlohe), entstanden in der späten Keltenzeit und wurden deshalb als „Schanzen“ bezeichnet, weil man sie für Befestigungsanlagen hielt. Neuere Ausgrabungen haben jedoch ergeben, daß es sich um Kultplätze der Kelten handelte. Es waren eingefriedete heilige Bezirke mit tiefen Kultschächten, Opferfeuerstellen und kleinen Holztempeln. Für diese Deutung der spätkeltischen Viereckschanzen spricht auch die Lage der Pfünzer Schanze, die an drei Seiten von dem ansteigenden Gelände überhöht ist und deshalb gegen feindliche Angriffe kaum Schutz geboten hätte.

Römerzeit

Pfünz hatte zur Römerzeit erhebliche strategische Bedeutung, da sich hier die Römerstraßen Weißenburg – Kösching und Nassenfels – Böhming kreuzten und der Limes, die römische Grenzbefestigung, nur 10 km entfernt war. Die Römer errichteten deshalb in Pfünz ein befestigtes Militärlager. Das Römerkastell liegt auf dem sog. Kirchberg, einem Höhenrücken südlich von Pfünz, an der Straße Pfünz – Pietenfeld. Das 2,5 ha große Kastell (Seitenlänge 189 x 145 m) hebt sich durch den erhöhten Wall deutlich im Gelände ab. Drei der vier Lagertore sind in den Grundmauern konserviert. Der Doppelgraben vor der Mauer ist in den Jurafels eingeschlagen und deshalb – vor allem an der Westseite – vorzüglich erhalten.
Das Kastell (röm. Name Vetonianis) entstand etwa um 90 nach Chr., als Kaiser Domitian auf der Linie Weißenburg – Pfünz – Kösching eine befestigte Heerstraße als neue Grenze des Römerreiches anlegen ließ. Stationiert war im Lager eine Fußsoldateneinheit mit einer berittenen Abteilung (cohors equitata) mit insgesamt etwa 500 Mann, die sich aus dem pannonischen Volksstamm der Breuker rekrutierten und denen das römische Bürgerrecht zuerkannt war. Das ursprüngliche Holzkastell wurde unter Kaiser Antonius Pius (138 – 161 n. Chr.) in Stein ausgebaut. Für 183/184 n. Chr. bezeugt eine Inschriftentafel einen Wiederaufbau des Lagers, das offenbar in den Markomannenkriegen schwere Schäden erlitten hatte. Die zweite und wohl endgültige Zerstörung brachte der große Alemannensturm des Jahres 233 n. Chr.. Der Angriff kam für die Kastellbesatzung so überraschend, daß die Wachposten am Südtor nicht einmal mehr ihre an die Außenwand gelehnten Schilde ergreifen konnten – man fand sie im Brandschutt -, sondern vorher niedergemacht wurden. Auch ein Gefangener in der Arrestzelle des Kastellmittelgebäudes konnte sich beim Überfall nichtmehr befreien und verbrannte bei der Einäscherung des Lagers – den Unterschenkelknochen noch angekettet, so fanden die Ausgräber sein Skelett. Mit dem Kastell gingen das südlich davon gelegene Lagerdorf mit drei Tempeln und – im Tal des Pfünzer Baches – das Kastellbad und das „Industrieviertel“ mit Eisenschmelz-, Schmiede- und Töpferöfen zugrunde. Die zahlreichen Funde aus Kastell, Lagerdorf, Bad und Industrieviertel, die bei Ausgrabungen von 1884 bis 1900 geborgen wurden, sind im Museum des Historischen Vereins auf der Willibaldsburg in Eichstätt zu besichtigen.

Der Ort Pfünz im Mittelalter
Der Name Pfünz taucht erstmals in der lateinischen Fassung „Phuncina“ in einer Urkunde aus dem Jahre 889 n. Chr. auf; in dieser Urkunde schenkte der Eichstätter Bischof Erchanbald (882 – 912) dem Gotahelm, einem Vasallen des Grafen Engildeo, sieben Huben in Pfünz. Im Jahre 1002 bestätigt Kaiser Otto III. dem Eichstätter Bischof den Wildbann, d.h. das Jagdrecht, in den Wäldern um Pfünz. Ortsadel, nämlich ein Ministerialengeschlecht der Eichstätter Kirche, wird mit Merboto von Pfünz 1 1 66 erstmals urkundlich bezeugt. 1186 bestätigt Papst Urban IV. dem Eichstätter Domkapitel Besitz und Rechte in Pfünz. 1 210 stiftete ein Merboto von Pfünz mit einem Gut in Lippertshofen ein Grablehen in Eichstätt, d.h. aus dem Ertrag des Landgutes sollten zwei Totengräber bestellt werden, um die Armen der Stadt unentgeltlich zu begraben. Diese Einrichtung, die später die Bezeichnung Grabamt führte, bestand noch im 15. Jahrhundert. Die Eichstätter Armen verdankten also jahrhundertelang dem Pfünzer Ortsadel ihr Begräbnis. 1282 übergab Albrecht Truchseß von Pfünz sein Steinhaus – der Vorgängerbau des Schlosses – dem Hochstift Eichstätt als Lehen, behielt aber für sich und seine Nachkommen die Burghut zurück. Wann das Geschlecht der Herren von Pfünz ausstarb, ist nicht bekannt; nach 1353 wird es nicht mehr erwähnt.

Kirche Pfünz
Die erste Pfünzer Kirche (13. – 15. Jahrhundert) stand auf dem Bergplateau südwestlich über dem Ort („Kirchberg“) und war nur etwa 40 m vom einstigen Römerkastell entfernt auf den Grundmauern eines römischen Tempels errichtet. Das heutige Gotteshaus, die kath. Filialkirche St. Nikolaus (Pfarrei HI. Familie, Eichstätt), liegt mitten im Dorf und wurde unter Bischof Gabriel von Eyb (1496/ 1535) erbaut (Wappen am Schlußstein des Chorgewölbes und am Taufstein) und 1728 barockisiert.
Aus der spätgotischen Erbauungszeit haben sich von der Kircheneinrichtung ein achteckiger Taufstein (linke Langhausnische), eine Holzfigur des Kirchenpatrons St. Nikolaus (rechte Langhausnische) und – wohl etwas früher (um 1470) entstanden – die Madonna auf dem linken Seitenaltar erhalten. Die Barockzeit gab der Kirche u.a. die schöne Rosenkranzmuttergottes am Chorbogen (um 1700) und den Hochaltar (1754), eine Arbeit des Eichstätter Schreiners Anton Bochler, die mit dem prächtigen Wappen des Fürstbischofs Johann Anton von Freyberg geschmückt ist. Ein besonderes Kleinod des Spätbarocks/Frührokokos ist die elegante Kanzel, die nach der Säkularisation aus dem aufgehobenen Notre-Dame-Kloster in Eichstätt nach Pfünz kam. Sie ist eine Schöpfung Ehrgott Bernhard Bendls, des angesehensten Bildhauers Augsburgs seiner Zeit, der eine Tochter im Pensionat von Notre-Dame hatte und deshalb die Kanzel um 1725 unentgeltlich für die Klosterkirche anfertigte. An die letzten Jahre des Hochstifts Eichstätt erinnern die klassizistischen Seitenaltäre; die fürstlichen Insignien an den dort angebrachten Wappen des Stifters, des letzten Eichstätter Fürstbischofs Joseph von Stubenberg, der sich im Schloß Pfünz gerne aufhielt, deuten darauf hin, daß die Altäre noch vor der Säkularisation, also kurz vor 1802, angefertigt wurden.

Schloß Pfünz

Das ehemals fürstbischöfliche Barockschloß, ein dreigeschossiger Rechteckbau mit zwei Erkertürmen an der Hauptfassade, steht an der Stelle eines steinernen Burghauses eines Eichstätter Ministerialgeschlechts, das 1166 mit Merboto von Pfünz erstmals bezeugt ist. 1282 übergibt Albrecht Truchseß von Pfünz den Burgsitz als Lehen dem Hochstift. Nach 1353 verschwindet die Familie aus den Urkunden; ihr Sitz gelangt über die verwandten Waltinger an die Zantner. 1451 verkauft ihn Kunz Zantner zu Schönbrunn an Heinrich Rohrmayer zu Gungolding. Von dessen Erben erwirbt ihn 1475 Bischof Wilhelm von Reichenau „zur Erholung und zur Jagd“ und nimmt Erweiterungsbauten vor. Ein Wappenstein von 1578, jetzt in einem modernen Erweiterungsbau eingelassen, deutet auf eine Bautätigkeit unter Bischof Martin von Schaumberg hin. Fürstbischof Johann Anton Knebel von Katzenellenbogen (1705 – 1725) errichtet, wahrscheinlich nach Plänen des Hofbaumeisters Jakob Engel, das heutige Schloß. Neubaupläne von Moritz Pedetti können nicht verwirklicht werden. Der letzte Fürstbischof Joseph Graf von Stubenberg (1791 – 1824) – sein Wappen befindet sich über dem Portal – pflegt den größten Teil des Sommers hier zuzubringen. Der Hof-Garten hat damals „vier große mit Fischen besetzte Weiher und einen so breiten Kanal im Viereck herum, daß man mit kleinen Lustschiffen darin herumfahren kann“. Nach der Säkularisation wird das Schloß um 6000 Gulden an Private verkauft. Unter den häufig wechselnden Besitzern verdient Dr. Friedrich Winkelmann (1852 – 1934), der u.a. das Kastell Pfünz ausgegraben hat, Erwähnung. 1955 kauft die Diözese das Schloß zurück und baut es zum Diözesanjugendhaus um.

Pfünz im 19. und 20. Jahrhundert

Die Bevölkerung von Pfünz verdreifachte sich in den letzten 150 Jahren: 1830 betrug die Einwohnerzahl nur 135, 1912 waren es 160 Einwohner, 1938 bereits 184, 1950 dann 293, 1973 erreichte die Einwohnerzahl 325 und 1983 schließlich 456. Der Bahnanschluß erfolgte 1898, die endgültige Einstellung des Bahnverkehrs 1972, nachdem bereits seit 1960 keine Personenbeförderung auf der Schiene mehr durchgeführt wurde. 1929 wurde die Altmühl bei Pfünz reguliert. Eine zentrale Wasserversorgung erhielt Pfünz 1957, eine Kanalisation 1977. Als selbständige Gemeinde bestand Pfünz bis 1972, seither gehört der Ort zur Gemeinde Walting.

(Karl Zecherle)